von bcb1021 Mi 15 Jul 2015 - 17:03
Moin,
eine Antenne für UKW (ca. 100MHz oder ca. 3m Band) müßte als sogenannter Halbwellendipol etwa 2 x 75 cm lang sein. Auf dem Auto gibt es aber im Gegensatz zu den alten Fernsehantennen nur einen sogenannten Dipolstab, die Masse der Karosserie ersetzt den zweiten. Heute sind die Antennen aus überwiegend Stylinggründen kürzer und die mangelnde Empfangsleistung wird durch sogennante Antennenverstärker, die meist am Antennenfuß sind, ausgeglichen. Diese verstärken aber leider häufig die vielfältigen Störungen mit. Das sauberste Signal ist direkt an der Antenne, deshalb gehört da der Verstärker hin und nicht ans Radio.
Der Platz für die Antenne ist äußerst wichtig, einerseits weit weg von allen elektrischen Störenfrieden, andereseits so nah wie möglich am Radio. Bei den alten Daimlern der W123 und W124 Reihe waren bei den Benzinern die Antennen hinten links, bei den Dieseln vorne rechts. Scheinbar war die Zündanlage der Benziner da ein Störenfried.
Die Mode mit den Dachantennen kam zuerst bei diversen französischen Wagen auf. Heute ist aber bei vielen Fahrzeugen vorn gar kein Platz mehr, da die Haube viel weiter hochreicht als früher. Nur ist das Dach der schlechtest mögliche Platz. Früher waren die Antennen meist auf den vorderen Kotflügeln, der Dachholm diente da als Reflektor Stab, so wie bei den alten Fernsehantennen die Stäbe vor und hinter dem Dipol. Der Dipol sollte idealerweise waagrecht liegen, da UKW horizontal polarisiert ist. Im Auto ist die Polarisationsebene der Antenne leider eher senkrecht Scheibenantennen sind gut für die Waschanlage, aber nur da. Sie zeichnen sich durch eine ausgeprägte Richtwirkung aus. Das heisst Sender, die seitlich liegen kommen mit einem schwächeren Signal rein. Für MW und LW und KW sind Dachantennen gut.
Die Kofferradios mit den ausziehbaren Antennen funktionieren, indem wir die Antenne so ausrichten, dass unsere Lieblingssender sauber reinkommen. Beim Auto, da nicht stationär, haut das nicht hin.
Legen wir unsere Antenne flacher wird mehr vom Dach auf den Antennenstab reflektiert, schwache Sender aber auch Störungen werden besser empfangen, steht die Antenne steil, ist weniger Refektion vom Dach, den nahen Sender stört das nicht, die schwächeren sind weg. Moderne Autoradios (auch im Dmax) wechseln automatisch die Fequenz des Senders, um immer die stärkste Quelle zu emfangen.
Fazit: Mit der Dachantenne ist kein optimales Signal zu empfangen. Einen anderen Platz zu finden ist schwierig. Eine Holmantenne wie bei den alten Käfern wär denkbar. (Denkt an Windgeräusche und abgedrehte Prüfer, die darin ein Risiko für Fußgänger sehen.) Meiner Meinung nach wär eine leicht nach hinten geneigte Antenne auf der oberen seitlichen Kante der Ladefläche etwa 30-50 cm hinter der Kabine der optimale Platz. Aber Kabeleinführung und die Prüffreunde können hier auch Schwierigkeiten machen. Außerdem stört sie im Ladungsbereich. In Australien setzt man Funkantennen gern vor den Grill, hier der Alptraum jedes Prüfers.
Die Radios haben durchaus unterschiedliche Empfangsqualitäten. Mit den alten Blaupunkt und auch mit Clarion hab ich gute Erfahrungen gemacht. Mein Alpine war da nicht ganz so gut, das Becker war sehr gut. Da muss man versuchen, an Hand von Testen das beste zu finden.
Desto empfindlicher die Empfänger sind, desto mehr Sender bekommen sie rein, aber um den Preis höherer Störraten. Ein weniger empfindliches Gerät bringt weniger Sender, die aber klarer. Hier muß der Hersteller die Balance finden. Es gab mal Radios, die beim automatischen Suchlauf automatisch die Empfindlichkeit hochregelten, wenn sie beim ersten Durchlauf nichts gefunden hatten.
Wir sollten auch nicht vergessen, dass wir heut mächtig verwöhnt sind. Fast alle anderen Medien sind digitalisiert, nur das Radio im Auto stammt noch aus der analogen Ära. Da ist nichts mit Fehleraustastung. Ich hab auch den Eindruck, dass über die Jahre das Frequenzraster immer enger geworden ist.
An der Antenne können wir aus den oben dargestellten technischen Gründen aber nicht viel holen.
Da ich nur noch selten lange Stecken fahre und oft das Radio gar nicht in Betrieb habe, kann ich damit leben. Ansonsten möchte ich empfehlen auf guten Klang für CDs und MP3 etc. zu setzen. Vom Radioempfang ist nicht viel zu erwarten. Das Digitalradio kommt, da investiert keiner mehr in alte Technik.
Gruss Bernard